Wichtige Bürgerinformation – die LIDL-Fakten

Sehr geehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger,

seit Monaten gibt es vor allem ein Thema, das die Bevölkerung und auch den Stadtrat stark beschäftigt: Das Kühlgutlager für LIDL. Dafür wurde das Gewerbegebiet Nord extra erweitert. Das Bauvorhaben mit insgesamt 58.000 Quadratmetern1, das entspricht der Größe von mehr als acht Fußballfeldern, hat weitreichende Auswirkungen auf die Lebens- und Wohnqualität der Menschen in der Gemeinde Hollfeld.

In der Öffentlichkeit wird oft der Eindruck erweckt, dass der ganze Hollfelder Stadtrat hinter dem Projekt steht. Das ist nicht so! Wir, der dritte Bürgermeister Thomas Appel sowie die Stadträte Hans- Peter Härtl und Herbert Großmann, sehen die Ansiedlung des LIDL-Konzerns sehr kritisch. Dennoch: Logistik wird gebraucht, gehört aber unserer Überzeugung nach an einen direkten Autobahnanschluss bzw. noch besser in eine der zahlreichen Industriebrachen dort. Hollfeld, über zehn Kilometer von der Autobahn entfernt, ist einfach der falsche Standort!

Deswegen haben wir zusammen mit dem „Bündnis für ein lebenswertes Hollfeld„ ein Bürgerbegehren und schließlich einen Bürgerentscheid erreicht, um Ihnen als Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Hollfeld die Möglichkeit zu geben, selbst über Ihre zukünftigen Lebens- und Wohnverhältnisse zu entscheiden. Um wirklich nach bestem Wissen und Gewissen wählen zu können, rufen wir dazu auf, die Fakten zu kennen und zu hinterfragen. Denn in der Vergangenheit wurden viele Zahlen und Daten in den Raum gestellt, die unserer Meinung nach nicht richtig oder nicht belegbar sind. Lassen Sie zu folgenden Aspekten unseren Standpunkt erklären:

Im Folgenden die wichtigsten Details

Mit dem Kühllager kommt KEIN LIDL-Supermarkt!

Natürlich können sich auf dem Gewerbegebiet und seiner Erweiterung andere Firmen ansiedeln – sofern die Entscheider der Stadt das wollen.
Die Aussage des Bürgermeisters und einiger Stadträte dazu im Brief, der dem LIDL-Flyer beiliegt, sind irreführend.

Wenig Gewerbesteuer

Der Stadt Hollfeld sind von LIDL in einer extra anberaumten nichtöffentlichen Stadtratssitzung 80.000 Euro Gewerbesteuer jährlich versprochen worden. Dazu muss man wissen, dass die Schwarz-Gruppe zu der LIDL gehört, das größte Handelsunternehmen Europas ist - mit einem Umsatz von über 133 Milliarden Euro (2021)2. Allgemein bekannt ist, dass Großkonzerne wie LIDL und die Schwarz-Gruppe in der Lage sind, Gelder innerhalb des Großunternehmens hin und her zu verschieben. Das führt dazu, dass letztendlich an die Gemeinden und Städte wenig bis keine Gewerbesteuer abgeführt werden muss. Selbst wenn wirklich 80.000 Euro übrigbleiben sollten, stellt sich die Frage, was man damit anfangen könnte; hier zwei Beispiele:

Die Planungen (Machbarkeitsanalyse, etc.) für die Renovierung unseres Spitals haben zum Beispiel alleine schon 250.000 Euro gekostet. Mit 80.000 € könnte man etwa 8 Kindergarten- bzw. Krippenplätze im Jahr finanzieren.3 Hollfeld hat einen Bedarf von ungefähr 200 Kiga-Plätzen jährlich, diese kosten ca. 1,6 Millionen Euro/Jahr. Es sind also nur 5 % der Kindergarten- bzw. Krippenplätze pro Jahr, die man mit den von LIDL in Aussicht gestellten 80.000 Euro Gewerbesteuer bezahlen könnte. Unserer Meinung nach sollte ein Konzern, der 133 Milliarden Euro im Jahr umsetzt, einen viel größeren Beitrag für Hollfeld leisten.

Wir sind überzeugt: es ist wirtschaftlich unverantwortlich, unser eigenes Kapital, nämlich Grund und Boden, an finanzkräftige Investoren von außerhalb billig zu „verramschen„. Und verkauft wird nur einmal. Ein sicheres und stetiges Einkommen, worauf Hollfeld hofft, sieht anders aus.

Unsere lokalen Gewerbe- und Handelsbetriebe bringen jährlich über 1,4 Millionen Euro Gewerbesteuer und nicht nur – im Verhältnis zur Größe und den Belastungen – lächerliche € 80.000.-!

LIDL verschärft unseren Arbeitskräftemangel

Ca. 2 % der Einkommensteuer der arbeitenden Bevölkerung gehören der Kommune, aber nur, wenn dieser Personenkreis seinen ersten Wohnsitz in Hollfeld hat. Das heißt, die Stadt profitiert nur von „echten„ Hollfelder Arbeitnehmenden. Von auswärtigen Werksarbeitnehmenden hat Hollfeld keinen Vorteil. LIDL hat in seinem Infoflyer 80 Arbeitsplätze versprochen, ca. 20 % sollen im Büro arbeiten, die meisten jedoch bei 4 bis 6 Grad Celsius im Kühllager.

Heutzutage fehlen nicht nur Fachkräfte, sondern auch Leute für Tätigkeiten auf Mindestlohnniveau (beispielsweise in der Gastronomie). Woher sollen also diese Menschen, die im Kühllager arbeiten, kommen? Und vor allem, was bedeutet das für die Hollfelder Betriebe, die jetzt schon händeringend nach Personal suchen? Unser Arbeitskräftemangel wird nur verschärft!

Die ThermoLog GmbH, also die Firma, die das Kühllager betreibt, erklärte auf der Infoveranstaltung am 27.04.23 in der GSH, dass an ihrem Hauptsitz im schwäbischen Herbrechtingen etwa 40% der Arbeitenden über eine Zeitarbeitsfirma angestellt sind, sich also zum größten Teil nicht in der Gemeinde niederlassen und versteuern. Jeder kann sich seinen eigenen Reim darauf machen, was das für Hollfeld bedeutet.

Stark erhöhte Verkehrsbelastung

Insgesamt würden 70-85 (Regelfall) bis maximal 250 LKW (vor Weihnachten, Ostern und anderen Feiertagen) pro Tag das Kühlgutlager anfahren. Das wären 140-170 (Regelfall) bis 500 LKW-Fahrten, also hin und zurück, pro Tag. Dazu kämen zusätzlich 70 bis 100 PKW (140 bis 200 Fahrten) zum Gewerbegebiet Nord. Und alles mit Option auf mehr!

Bitte denken Sie beim Bürgerentscheid an Ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger, die an den Durchgangsstraßen wie z.B. Langgasse, Kulmbacher Straße, Forchheimer Straße, Bamberger Straße oder auch Bahnhofstraße wohnen. 10-15 % der 140 bis 500 LKWs werden über diese Straßen, also durch die Innenstadt von Hollfeld hindurch, das Kühlgutlager anfahren. Hauptstoßzeiten sind werktags zwischen 7 und 9 Uhr, wenn sich ohnehin schon der Schul- und Zulieferverkehr durch Hollfeld wälzt . Bedenken Sie zudem, dass das Lager fast rund um die Uhr angefahren und in Betrieb sein wird.

Miteinander statt Gegeneinander

Die anderen 85-90% der LKWs werden durch Eichenhüll und Wotzendorf fahren. Diese Dörfer gehören zwar nicht zur Gemeinde Hollfeld, aber auch hier wohnen Menschen, zum Teil direkt an den Durchfahrtstraßen. In Stoßzeiten, so erklärt LIDL anlässlich einer Stadtratssitzung, würden bis zu 23 LKW (also 46 Fahrten) zwischen 0 Uhr und 6 Uhr früh durch diese Dörfer fahren. Stellen Sie sich vor, das Kühlgutlager läge in Plankenfels, und diese zusätzlichen LKWs würden durch die Hollfelder Innenstadt rollen. Nicht auszudenken, welchen Aufschrei es in Hollfeld gäbe. Bitte versetzen Sie sich in die Lage der Wotzendorfer und Eichenhüller Bürgerinnen und Bürger, die, weil sie nicht zur Gemeinde Hollfeld gehören, beim Bürgerentscheid nicht abstimmen dürfen.

Oft ist zu hören, „die Stadelhofener seien selber Schuld„, sie wollten das Lager nicht in ihrer Gemeinde direkt an der Autobahn haben. Aber zu diesem Zeitpunkt, als sie die LIDL-Pläne ablehnten, konnten sie gar nicht wissen, dass sich Hollfeld um das Kühlgutlager bewirbt und damit der Verkehr durch Wotzendorf und Eichenhüll fließt. Vor allem hier stellt sich die Grundsatzfrage: wollen wir in der Fränkischen Schweiz miteinander oder gegeneinander leben?

Mehr Lärm, Feinstaub, Abgase, Lichtverschmutzung

Mehr Lärm, Feinstaub, Abgase und Lichtverschmutzung schaden uns allen gesundheitlich und wirtschaftlich Nicht nur die Motoren der LKW, auch deren Kühlaggregate machen Lärm, vor allem in Wartezeiten bis zur Abfertigung am Lager. Auch das Andocken an der Rampe ist wahrscheinlich weit hörbar. Das Gelände ist die ganze Nacht über hell beleuchtet, es kommt zu einer hohen Lichtverschmutzung.

Im Zuge dessen müssen manche Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer damit rechnen, dass ihre Immobilien an Wert verlieren, ganz abgesehen von den gesundheitlichen Belastungen durch Lärm, Feinstaub und Abgase. Auch die Vermieterinnen und Vermieter von Ferienwohnungen werden es zum Teil schwerer haben, Gäste zu finden. Hollfeld hat sich als „Tor zur Fränkischen Schweiz„ dem Tourismus verschrieben, erhebt Kurtaxe und bekommt als „staatlich anerkannter Erholungsort„ Fördergelder. Diese Gelder und die gesamte touristische Zielsetzung sind durch die Ansiedlung des geplanten Logistikzentrums in Gefahr.

Keine Rückbauverpflichtung

Von den 58.000 m2 will LIDL (laut Projektflyer) 42.000 m2 als befestigte Fläche inklusive Lagerhalle bebauen. Doch es gibt keine Pflicht, diesen Bau wieder zurückzubauen. Wird das Lager nicht mehr gebraucht, wird uns möglicherweise eine Gewerberuine am Ortseingang begrüßen. Umnutzungen von Kühlgebäuden sind nur mit sehr viel Aufwand zu bewerkstelligen. Zweifellos: unser Ortsbild, unser Eingangstor zur Fränkischen Schweiz und unsere fränkische Kulturlandschaft mit ihrer reichhaltigen Flora und Fauna (besonders Kainach- und Wiesenttal) werden darunter leiden.

Doch die eigentliche Frage ist: Wer bezahlt für den Rückbau? LIDL und die Betreiberfirma ThermoLog sind dazu vertraglich nicht verpflichtet. Letztendlich würden wir, die Steuerzahlenden, diese Kosten tragen. Die vermeintlichen finanziellen Vorteile verwandeln sich auf lange Sicht nicht nur in diesem Punkt in unser aller Nachteil.

Behörden raten eindeutig ab

All dies ist nicht nur unsere persönliche Meinung, sondern die negativen Stellungnahmen der Fachbehörden des Landratsamtes und der Regierung von Oberfranken belegen das (einzusehen in der Abwägungstabelle der Stadt Hollfeld). Sie beurteilen das Projekt insgesamt als „extrem kritisch„, den zusätzlichen Flächenverbrauch als „nicht gerechtfertigt„ und raten dem Stadtrat, das Vorhaben noch einmal „tiefgreifend zu überdenken„!

Unser Fazit – nach objektiver Abwägung

Die massiven Eingriffe und Belastungen für Landschaft, Natur, Umwelt und Gesundheit der Bevölkerung stehen in keinem Verhältnis zu den erhofften Vorteilen!

Das LIDL-Kühllager lohnt sich NICHT!

Bürgerbegehren

über 500 Menschen haben schon gegen das Kühllager gestimmt!
Nun ist es wichtig, dass nicht nur diese Personen, sondern Sie alle, am 23.07.2023 zum Bürgerentscheid ihre Stimme abgeben. Jetzt gilt es, Demokratie zu leben! Sollten Sie an diesem Tag verhindert sein, nutzen Sie bitte die Möglichkeit der Briefwahl. Diese können sie auf ihrem bereits zugesandten Wahlzettel jetzt schon beantragen. Wie bei jeder anderen Wahl können Sie ihr Kreuz machen. Wir sind für:

Herzlichen Dank

für Ihr Verständnis und ihre Zeit, die entscheidenden Punkte noch einmal zu hinterfragen.
Denken Sie bei Ihrer Entscheidung auch an die Kinder unserer Gemeinde, die nicht wählen dürfen, aber damit in Zukunft leben müssen.